Wildhecke – Geräuschschutz und Artenvielfalt im Exil Peace of Land Garten an der KulturMarktHalle.
Ein Permakulturdesign von Yvonne Stolterfoht
Es wächst der Wunsch den Gartenbereich akustisch und optisch von der Straße abzugrenzen. Nachdem viele Lieblingsideen kursierten wie „viele TinyHäuser aufstellen“ oder „einen bewachsenen Zaun bauen“ kam die Idee auf Bäume und Hecken zu pflanzen.
Hintergrund Umzug von Peace of Land
Im Jahr 2023 begann die Gruppe von Peace of Land im Vorgarten der Kulturmarkthalle den Vorgarten zu beziehen und zu gestalten. Die Peace of Landies aber auch die Menschen von KulturMarktHalle und aus dem Kiez hielten sich nun öfter als vorher dort und vor allem auf der schönen Gartenterrasse auf. Dabei wurde allen immer klarer, wie nervig die Geräuschkulisse wahrgenommen wird, die durch die angrenzende große Kniprodestraße und die vielen Autos und Lastwagen entsteht.
Vorgehensweise
Eine Übung im Basisjahr hat mich inspiriert, dieses Projekt “Hecke pflanzen” anzugehen. Wir hatten die Aufgabe uns einen wilden Walnuss Sämling vorzustellen in einem Bestandsplan, den wir erstellen sollten. In meinem Bestandsplan wächst tatsächlich ein wilder Walnusssämling. Nachdem ich alle Bäume kartografiert habe war klar, dass dieser Baum unter einem ausgewachsenen Ahornbaum mit 7 Meter Kronendurchmesser nicht wird gerade groß wachsen können. Ein weiterer Sämling einer Roteiche befindet sich in einem kleinen Hochbeet mit nur 30cm Tiefe. Beide Bäume sind schnellwachsende Kronenbäume. Eine ideale Ausgangslage für ein Permakulturdesign zum Thema Waldgarten.
Dazu nutzte ich das Prozessmodel BADUZ.
Beobachten & Bestandsaufnahme
Analyse & Auswertung
Design / Entwurf
Umsetzungsplanung & Umsetzung
Zelebrieren
Methode: Bedürfnisse, Ressourcen, Begrenzungen
Bedürfnisse | Ressourcen | Begrenzungen |
Schnell wachsende grüne Abgrenzung zur Straße | Vorhandene Baumsämlinge und Sträucher | Arbeitskraft fürs Boden vorbereiten und pflanzen |
Geräuschschutz | Geld ( ? ) | Fläche von 4×10 Metern |
Baumschulenware von Gehölzen | Geld für Bodenvorbereitung und Gehölze |
Methode: Lieblingsideen
Es kursierten bereits seit Wochen auf den Fluren der KulturMarktHalle und des Vorgartens einige Lieblingsideen unterschiedlichster Menschen.
- Ganz viele TinyHäuser bauen als Abgrenzung (Ludger)
- 3 Meter hohes Rankgerüst bauen und mit Feuerbohnen bepflanzen (Yvonne)
- 1 TinyForest nach Miyawaki Methode
- Eine Waldgartenähnliche Struktur (Kristin und Yvonne)
- Eine Wildhecke und große Bäume kaufen (Ludger & Sonja)
Methode: Gewünschte Qualitäten
- schneller Geräuschschutz innerhalb 1-2 Jahren
- Viele heimische Gehölze
- Nahrung und Lebensraum für Vögel und Wildtiere
- Vorhandene Ressourcen nutzen
Vorhandene Ressourcen
1 Walnusssämling und ein Roteiche Sämling an ungünstigen Stellen auf der Terrasse. Himbeerausläufer.
Im Oktober ergab es sich, dass ich mit Peace of Landie “Kristin” einige weitere Sämlinge ausgraben konnte auf einer Brache:
3x Hasel, 1x Mehlbeere, 1 Robinie, 3 Ölweiden.
Im November traf ich Kristina vom Kiezwald e.V., die mir einen Blauglockenbaum anbot, der zu groß für ihren Balkon ist.
Die KulturMarktHalle konnte uns für die Bestellung der Gehölze und Bodenverbesserer die finanziellen Mittel bereitstellen, wofür ich sehr dankbar bin.
Recherche zu geeigneten Gehölzen
Ich habe nun einige Daten zu diversen schnell wachsenden Gehölzen im Internet recherchiert und eine Auswahl getroffen, die nicht nur schnell in unterschiedlichsten Ebenen wächst sondern auch ob sie ein Habitat und Nahrung für Vögel darstellen können.
Methode: Fragen an mein Projekt
- Welche schnell wachsenden Gehölze bieten Nahrung für Insekten, Kleintiere oder Vögel?
Mehlbeere > Vogelfutter im Winter
Hasel > Nüsse für Eichhörnchen und Vögel
Holunder > Bienenweide, Ernte der Blüten auch für menschlichen Verzehr, Beeren für Vögel
Eiche > Nüsse für Eichhörnchen
Walnuss > Nüsse für Eichhörnchen und Menschen
Schlehe > Vogelfutter
2. Wie eng soll ich die Gehölze pflanzen? Wie viele passen auf diese 40qm Fläche?
Mir drängt sich die Vision auf, dass es auf eine Kombination beider Konzepte „Tiny Forest“ und „Waldgarten“ hinausläuft. Denn die Pflanzung von 4 Gehölzen pro Quadratmeter, wie ich sie beim TinyForest Konzept vorfinde erscheint mir enorm viel. Das wären 160 Geholze auf 40qm!
Ich verbinde also Elemente der Bodenvorbereitung und eine etwas dichtere Bepflanzung aus dem TinyForest-Konzept und kombiniere es mit einer stockwerkartigen Bepflanzung aus dem Waldgartenkonzept (Food Forest). Ich schlage vor, viele vorhandene Pflanzen mit größeren gekauften Gehölzen zu mischen statt der Nutzung von Stecklingen. Auf diesem Wege ist bereits ab Jahr eins eine leichte Geräuschreduzierung möglich. Eine gewünschte Qualität, schnelle Geräuschreduktion, lässt sich auch damit erreichen, dass die Auswahl auf möglichst schnell wachsende Gehölze fällt. Die gute Bodenvorbereitung durch Lockerung des Bodens und aufwerten mit organischem Material wie Pferdemist, Stroh, Laub, Bokashi und aktivierter Pflanzenkohle befördert ebenfalls das Wachstum.
Können wir das noch in diesem Jahr umsetzen? Aktuell ist es Mitte November
Die Antwort ist JA!
Eine kleine Terminumfrage ergab, dass sowohl Peace of Landies als auch Ludger & Sonja von der KulturMarktHalle Zeit hatten. Ludger konnte sogar Bagger fahren und bot dies freudestrahlend an. Das war sehr hilfreich, denn so spät im Jahr, der Boden enthielt erstaunlich viel Lehm und war nach tagelangem Regen vollgesogen. Normalerweise bearbeiten wir Böden etwas behutsamer und werfen sie nicht komplett um. In diesem Fall haben wir jedoch sehr viel Bodenvorbereitung gemacht um den Gehölzen einen guten Start zu ermöglichen. Wir haben also Bokashi und Pflanzenkohle, halbfertigen Kompost und weiteren Langzeitdünger für Beerensträucher sowie Pferdeäppel aus dem benachtbarten Malchow mit eingearbeitet.
Da der Boden dadurch nun eh offen war und wir ja bereits an anderen Flächen ein Perlschlauchbewässerungssystem installiert hatten mit Anschluss an die Regenwasserzisternen, haben wir das nun auch hier mit in den Boden eingebracht um die jungen Gehölze in der nächsten Trockenperiode ohne stundenlanges Gießen durch zu bringen.
Nun ist es erstmal Winter und es heißt abwarten und Teetrinken, bevor die nächsten Teilschritte getan werden können und bevor man auch nur irgendwie eine Art Hecke sieht werden wohl noch einige Monate bis 1-2 Jahre ins Land gehen. Eine weitere Unterpflanzung der Gehölze ist ab Frühjahr 2024 vorgesehen.
Ich bin selber neugierig wie lange es dauert, bis sich die Hecke richtig als Abgrenzung zur Straße etabliert hat, und ob sie das Bedürfnis erfüllen wird, den Verkehrslärm von der Kniprodestraße abzumildern.
Die oben gemachten Infos und Methoden sind nur ein Ausschnitt eines viel umfangreicheren Permakulturdesigns, dass ich im Zuge meiner Permakultur Weiterbildung „Basisjahr“ gestalte. Ich hoffe damit für Permakulturnoviz:innen ein wenig zu verdeutlichen, was Permakultur als Gestaltungsdisziplin ausmacht, nämlich das systematische Herangehen an ein Projekt , das Sammeln von Beobachtungen und Auswerten von Informationen und das Anwenden von Methoden und Designprozessmodellen, wie man sie im Permakulturdesignkurs (72h Kurs) und natürlich auch im Basisjahr lernt.