Obstbaumgilde
In der sogenannten Obstbaumlebensgemeinschaft oder kurz Obstbaumgilde kombiniert man in der Regel Obstbäume mit Sträuchern, Gemüsen und Kräutern. Es gehört natürlich irgendwie in das übergeordnete Konzept des Waldgartens, wobei Obstbaumgilden zum Beispiel klassischerweise eher auf lichten Streuobstwiesen Platz finden als innerhalb komplexer Waldgärten.
Im Vorgarten der KulturMarktHalle steckt unserer Obstbaumgilde samt 3 Obstbäumchen, diversen Beerensträuchern, Gemüsen und Kräutern in einen 16qm großen Hochbeet. Der Fokus in diesem riesigen Hochbeet liegt auf mehrjährigen essbaren Pflanzen wobei auch einjährige Kräuter, Salate und Blumen ebenso Platz finden wie unsere Kompostwürmer.
Wie alles begann …
Winter 2022

Im November 2022 haben wir im Halbdunkel und bei Schneeregen ein riesiges Hochbeet gebaut um temporär ein Dutzend unserer Obstbäume zwischen zu lagern, die wir auf eine neue anvisierte Fläche im Mühlenkiez im Frühjahr 2023 einpflanzen wollten. Leider konnte uns das Bezirksamt Pankow so schnell die anvisierte Ersatzfläche nicht klar machen, weshalb wir unseren Umzugsplan erneut anpassen mussten. Nun haben wir von unseren Freunden von der Kulturmarkthalle das GO bekommen hier dauerhaft 3 unserer liebsten Bäumchen unseres bisherigen Waldgartens zu platzieren. Den Rest der Bäume haben wir in dutzende Orte und Projekte gegeben. Wenige stehen noch auf der alten Fläche und drohen dem Bagger zum Opfer zu fallen. Neben der Kulturmarkthalle öffnet auch die Heinrich Böll Bibliothek im #Mühlenkiez ihre Räume für uns zum Treffen und Träumen und Zukunft planen. Dafür sind wir sehr dankbar!


Noch bei kompletter Dunkelheit wurden die letzten handgriffe vorgenommen dank toller HelferInnen!

Februar & März 2023

Gefüllt haben wir das Hochbeet zunächst mit etwa 15-20cm Lehm. Diese Schicht kann besonders gut und viel Wasserspeichern und soll daher vor allem unsere Obstbäume und Sträucher gut mit Wasser versorgen. Auch die Regenwürmer halten sich gern in der lehmigen Erde auf, denn sie brauchen die Tonpartikel um ihre Ton-Hummus-Komplexe zu bilden, die wiederum der leckerste Gartenboden ist, den sich Deine Pflanzen vorstellen können. Darüber haben wir alles an Komposterde eingebracht, was wir im alten Gelände am Weingarten noch hatten und haben sogar noch teilweise unsere Marktgartenbeete abgetragen, einfach weil die Erde so unfassbar gut war, die wir dort aufgebaut haben. Etwa 5 Kubikmeter Komposterde haben wir hinüber gerettet, samt Saatgut an Wildpflanzen und wertvollem Bodenleben – Regenwürmer, Asseln, Ameisen … und Pilzmyzel. Die ersten wichtigen Pflanzungen sind jetzt getätigt, denn der Frühling nahte und die Bäume und Beerensträucher mussten verpflanzt werden um sie zu retten. Der kleine Simon und sein Papa bauten dann noch eine Futterluke für die Regenwürmer ein🪱. Also ein Wurmkompost mit direktem Zugang zum Beet, den man von oben füttern kann. Die Würmer finden das eine gute Idee!

Simon baut eine Futterluke ein für die Regenwürmer.

Die Kieselsteine markieren den Pflanzort der 3 Rharberstauden. Damit man auch im Spätherbst und Winter weiß, wo sich diese befinden, wenn sie sich im Winter in den Boden zurückziehen. Viele unterschiedliche Pflanzenarten haben wir im alten Gelände ausgegraben und für den Neustart bewahrt. Darunter sowohl Küchen,- als auch Heilkräuter, essbare Pflanzen, Wildpflanzen und frühe Nektarlieferanten für Insekten, Dauergemüse und Sträucher – Schnittlauch, Kerbel, Frauenmantel, Oregano, Bärlauch, Salbei, Minzen, Melisse, Wiesensalbei, Beinwell, Fünffingerkraut, Johanniskraut, Erdbeeren, Sauerampfer, Waldmeister, Grünen Spargel, Rhabarber, Feldsalat, Taubnessel, Löwenzahn, Topinambur, Knoblauchrauke, Schnittknoblauch und einige Himbeer- und Johannisbeersträucher.



April 2023 – Baumgilden Design
Im April 2023 fokussierten wir uns erstmal auf interne Weiterbildung der aktuellen Gartengruppe. Wir wollen ein paar Tage lang durch einen Permakultur Designprozess gehen. Dabei tragen wir unsere Beobachtungen zum Standort und Informationen zu Pflanzen zusammen, werten diese aus und üben uns in Permakulturdesign und der Anwendung von Permakultur Methoden. Gleichzeitig vertiefen wir nochmal unser Waldgarten-Wissen mit @ramosinsta. Natürlich immer aufgelockert durch praktischem Einsatz draußen. Wir merken, dass der von der Öko-AG installierte Naschgarten bereits eine tolle Grundlage für einen Waldgarten darstellen. Unsere Beete fügen sich hier prima ein.
In unserem Permakultur-Designprozess gestalteten wir gemeinsam die weitere Unterpflanzung der Bäume und Sträucher, füllten mehr Erde hinein und säten in den Wochen darauf viele Pflanzen aus oder setzten Pflanzen aus dem Peace of Land ein. Für die 4 Minzsorten haben wir uns noch etwas besonderes überlegt. Diese benötigen ja viel Wasser. Da wir noch einen Rest Teichfolie übrig hatten aus unserer alten Kräuterspirale fügten wir dieses in einen kleinen Teil des Baumbeetes ein. Ziel war es ein kleines Feuchtbeet zu schaffen, indem sich das Wasser länger hält, weil es nur durch wenige kleine Löcher langsam abfliessen kann.
Wir fragten uns fürs Design: Welche Pflanzen kommen wo hin? Wo wird wohl Schatten sein? Wo volle Sonne? Wie groß werden die einzelnen Pflanzen und mögen sie es eher sonnig, schattig, halbschattig?
Nachdem wir zunächst am Papier alles eingezeichnet hatten gingen wir hinaus und nahmen direkt am Beet letzte Anpassungen vor und pflanzten alles ein:
Honigbeere, weiße Johannisbeere, Schwarze Johannisbeere, Rhabarber, Meerettich, Eberraute, Schnittknobluch, mehrjähriger Kohl fanden so direkt ihre Plätze.
Oben: Teichfolie und Trockenmauer bilden das zukünftige Minzbeet. Unten: Minze findet es richtig dufte!

Später kamen Thymian, Kerbel, Gundermann und Fünffingerkraut hinzu sowie diverse Kohlsorten.
Sommer 2023



Unser bisheriges Fazit nach 2 Jahren: Obwohl diese Baumgilde unter 2 großen Kronenbäumen angelegt ist bekam alles genug Licht. 1,5 Jahre nach der Pflanzung hingen die kleinen Bäumchen erstmals voll mit Äpfeln und Birnen – bis sie gemopst wurden. Tja. Aber tatsächlich erweisen sich die beiden Kronenbäume als wichtige Schattenspender gerade in der heißen Sommerhitze.